ChatPBT – was für ein Hype
Neulich, auf einem Event des Bundesverbandes Mittelständische Wirtschaft (BVMW), gab es ein abendbestimmendes Thema bei Cola Zero und Kölsch – Künstliche Intelligenz & ChatGPT. Ist das wieder mal nur eine Technologie-Sau die durchs Dorf getrieben wird? Was steckt dahinter, wenn das schon zum gesellschaftlichen Plauderthema wird und die Bild-Zeitung darüber berichtet? Auf jeden Fall ein milliardenschwerer Konkurrenzkampf um die Führerschaft im Thema Artificial Intelligence (AI) (oder auf Deutsch: Künstliche Intelligenz (KI). Auf dem Spielfeld: Microsoft mit seiner Suchmaschine Bing, und Google mit seinem eigenen Chatbot Bard.
BING
Hinter der Technologie von Microsoft steckt der im Herbst 2022 vorgestellte Suchmaschinen-Text-Automat ChatGPT. Die Software der Entwicklerfirma OpenAI kann sekundenschnell komplexe Texte formulieren, die auch von einem Menschen geschrieben worden sein könnten. Es ist eine neue und innovative KI-gesteuerte Plattform, ein autoregressives Sprachmodell, das Deep Learning zur Verarbeitung von Informationen nutzt.
Aktuell kann die Chat-KI während einer Testphase kostenlos ausprobiert werden. Benötigt wird lediglich ein OpenAI-Konto, da habe ich mich natürlich angemeldet, habe aber noch keine Rückmeldung. Ich habe angegeben, dass ich die KI-Anwendung gerne ausprobieren möchte, um darüber zu schreiben, das war vielleicht die falsche Antwort, eine Redakteurin aus Deutschland könnte vielleicht kritische Fragen stellen? Sehr wahrscheinlich liegt es aber an dem riesigen Boom den Chat-GPT (Chat Generative Pre-trained Transformer) Bereits in der ersten Woche nach ihrer Gründung überschritt man die Marke einer Million Nutzern und brach damit alle bisherigen Rekorde. Netflix benötigte 3,5 Jahre, um die Million zu knacken, Instagram immerhin noch 2,5 Monate.
Diese Qualität sorgt für viel Diskussionsstoff und führt zu der immer wieder gestellten Frage – wird künstliche Intelligenz Menschen in bestimmten Aufgaben ersetzen…So sollen Bing-Anwender künftig bis zu 1.000 Zeichen lange Anfragen in Textform eingeben und Antworten in ganzen Sätzen in einem Chat zurückbekommen. Mit diesem Chat-Bot soll man sich unterhalten können wie mit einem Menschen. Das soll auch bei komplexeren Fragestellungen funktionieren, wie die Planung einer mehrtägigen Reise, mit Routenanpassungen und exakten Preisangaben der Hotels. Wow, das wäre natürlich toll, meine letzte USA-Reise habe ich stundenlang am heimischen Schreibtisch mit Google maps geplant und mich an der ein oder anderen Stelle verplant, die Durchquerung der Sierra Nevada war doch deutlich länger als vorausgesagt – hätte das ChatGPT verhindert?
So kann man wohl auch fragen, ob eine Ikea-Couch zum Transport in ein bestimmtes Automodell passt. Diese Information ist natürlich auch klasse, da müsste ich dann nicht erst die Maße der Couch herausfinden und dann mit dem Zollstock durch mein Auto krabbeln. Vielleicht kann mir der Chatbot ChatGPT dann auch einen Tipp geben, wer mir die Couch ins Haus trägt oder den neuen Schrank aufbaut. Ganz neue Marketingansätze für die begehrten Handwerker, die dann ortsspezifisch eine Nachricht auf mein Mobile senden können um ihre Dienste anzubieten. Mit Bing will Microsoft dem dominanten Konkurrenten Google Nutzer abziehen.
Ein paar Zahlen zu ChatGPT:
- UBS-Analysten schätzen den Markt für generative KI auf 1 Billion Dollar
- ChatGPT erhält täglich etwa 10 Millionen Abfragen
- Laut einer Schätzung von Similarweb gab es im Dezember 2022 bereits mehr als 266 Millionen Besuche auf der ChatGPT-Website
- Basis ist die GPT (Generative Pre-training Transformer)-Architektur, die ein neuronales Transformer-Netz zur Generierung von natürlichem Sprachtext verwendet
- ChatGPT wurde mit 40 GB Daten – sowohl Text als auch Code – trainiert, das sind circa 300 Milliarden Wörter, die aus der Zeit vor dem 4. Quartal 2021 stammen, es kennt somit keine Ereignisse, die nach diesem Datum stattgefunden haben. Hier stellt sich die Frage wie die weitere Aktualisierung geregelt ist
- Die Künstliche Intelligenz unterstützt mehr als 95 Sprachen
- ChatGPT ist in Russland, China, Iran, Ukraine, Venezuela, Weißrussland und Afghanistan nicht verfügbar -wie überraschend!
- Die für ChatGPT benötigte Rechenleistung wird von Microsoft Azure bereitgestellt – tolle Werbung
- ChatGPT beantwortete die medizinischen Zulassungsprüfungen auf dem Niveau eines Medizinstudenten im dritten Jahr, mit einer Genauigkeit von etwa 60 % bei den schwierigsten Fragen
- Laut Webseite hat das Unternehmen die Zielsetzung künstliche Intelligenz (KI) auf eine Weise zu entwickeln, die sicher und vorteilhaft für die Menschheit ist. Spätestens an diesem Punkt hätte ich ein paar kritische Fragen gestellt. Warum sollte Microsoft eine 1 Milliarde USD in OpenAI investieren?
- „OpenAI is an AI research and deployment company. Our mission is to ensure that artificial general intelligence benefits all of humanity. (OpenAI)
- Zu den Gründern gehören Start-up Investoren Elon Musk, Sam Altman, Greg Brockman, Ilya Sutskever und Wojciech Zaremba
- Nach dem Start von GPT ist der Wert von OpenAI auf mindestens 25 Milliarden Dollar gestiegen – soweit der altruistische Ansatz
- Aber auch die potenziell missbräuchliche Nutzung von AI ist ein Thema. Sam Altman gibt sich auf seinem Twitter Account dazu recht philosophisch: “I wish that all generations would treat previous generations with indulgence. humanity is deeply imperfect. our grandparents did horrible things; our grandchildren will understand that we did horrible things we don’t yet understand.” (Twitter)
Und auch Sundar Pichai, CEO of Google and Alphabet, beschäftigt sich mit der Thematik: “…We’re committed to developing AI responsibly: In 2018, Google was one of the first companies to publish a set of AI Principles. We continue to provide education and resources for our researchers, partner with governments and external organizations to develop standards and best practices, and work with communities and experts to make AI safe and useful.” (Google Blog)
BARD
Alphabet-CEO Sundar Pichai hat Googles Antwort auf ChatGPT im Februar 2023 vorgestellt: Google´s Bard setzt auf dem Chatbot LaMDA (Language Model for Dialogue Applications) auf und soll auch in die Google Suchmaschine Einzug halten.
Google-Mutter-Alphabet kostete das plötzliche Hintertreffen im AI-Wettlauf Anfang Februar in der Spitze 150 Milliarden Dollar an Börsenwert. Maßgeblichen Anteil hatte daran der verstolperte Gegenangriff mit dem eigenen Chatbot Bard. Das PR-Event war wohl von einigen Pannen überschattet, Präsentationsfolien waren nicht in der richtigen Reihenfolge, Recherchen mit Bard erzielten nicht die gewünschten Ergebnisse.
Neue Cybercrime Gefahren durch KI-Offensive ChatGPT und Bard?
Neue Technologien bieten immer frische Möglichkeiten für deren Missbrauch, Cyberkriminelle werden ChatGPT-Funktionen nutzen, um Malware und Phishing-Nachrichten noch zielgenauer zu erstellen, oder mit Hilfe von Bard Zielpersonen für deep fake Attacken noch besser zu analysieren.
Forscher des israelischen Sicherheitsanbieters „Check Point“ haben beobachtet, dass russische Hackerkreise im Darknet bereits prüfen, wie sich Zugangsbeschränkungen umgehen lassen. (Check Point)
Doch welche Auswirkung wird die kriminelle Nutzung von ChatGPT auf die IT-Sicherheit haben? Sergey Shykevich, Threat Intelligence Group Manager bei Check Point, geht aktuell nicht davon aus, dass die neue Technologie die gesamte Bedrohungslandschaft auf den Kopf stellen wird. Er rechnet vielmehr mit einem Anstieg massenhaft produzierter Malware und vor allem wesentlich besser erstellter Phishing-E-Mails.
Es bleibt - wie immer - spannend in der Security-Software-Branche.